2015 | Projektreise

Projektreise Oktober 2015

Bericht: Inga Bethke-Brenken und Angelika Grimm

Sechs Mitglieder und Freunde des Sri Lanka Vereins, Angelika und Klaus Grimm, Beate Bergemann, Joe Asmussen, Günter Brenken und Inga Bethke-Brenken machen sich am 27. September 2015 auf die Reise nach Sri Lanka.

  • Wie ist der Stand unserer Projekte?
  • Wie sieht es im Norden aus, wo wir bisher noch nicht sein konnten?
  • Wie laufen dort unsere Projekte?

Über 2.000 Kilometer haben wir mit Ajantha, unserem Fahrer, zurückgelegt. Durchschnittsgeschwindigkeit 30 Kilometer pro Stunde, was häufiger Anlass zu kleinen Unmutsdiskussionen führte, aber nur unter uns!! Wir erleben Colombo mit alten Märkten, modernen Hochhäusern und gediegenen Tempeln. Galle mit seiner wundervoll renovierten Altstadt inmitten der Festungsmauern, auf denen wir mit vielen anderen Menschen einen einmaligen Sonnenuntergang genießen. Anuradhapura mit den alten buddhistischen Tempelanlagen. Kilinochchi, wo nach Ende des Bürgerkriegs der Aufbau städtischer Strukturen voranschreitet. Das tamilische Jaffna mit seiner Halbinsel und den vorgelagerten kleineren Inseln, deren hinduistische Kunst und Kultur einst Aushängeschild der ganzen Region waren. Hier besuchen wir Point Pedro, den nördlichsten Punkt der Insel Sri Lanka. Trincomalee mit den nahen weiten und einsamen Stränden. Kandy und seine quirlige Innenstadt und abschließend den Fischmarkt und Strand in Negombo. Nach ein paar Tagen der Klimatisierung, Erholung und Besichtigung von Colombo fahren wir nach Süden, nach Thiranagama bei Hikkaduwa. Unser erster Kontakt galt Mr. Opatha und Mr. Wickramasinghe, den Vorstandsmitgliedern der Organisation Creative Women Foundation (CWF), unserer Partnerorganisation für die Vergabe von Kleinstkrediten und für Weiterbildung von Frauen. Klaus und Angelika Grimm feiern ein Wiedersehen mit Herrn Opatha, der im Jahr 2006 ein wichtiger Mitarbeiter für die GTZ bei der Aufbauarbeit nach dem Tsunami und konkret bei der Unterstützung unserer ersten Projekte war.

Kreditnehmerinnen

Stolz führt uns Mr. Opatha in das Haus der Creative Women Foundation. Inga kennt es schon, sie war bereits 2014 Gast bei der feierlichen Eröffnungszeremonie. Hier finden regelmäßig Fortbildungen von Kreditnehmerinnen statt, die im ländlichen Umkreis wohnen.
Nun besuchen wir einige Frauen, die im Rahmen unseres Kleinstkreditprogramms finanziell unterstützt werden.

Priyangamnie, die Inga schon vor zwei Jahren kennenlernte, hat einen kleinen Laden an der Hauptstraße von Hikkaduwa aufgemacht. Vor zwei Jahren arbeitete sie noch in einer dunklen, ärmlich wirkenden Küche. Damals erhielt sie einen Kredit für den Kauf einer Gewürzmühle. Heute treffen wir sie in ihrem lichten, freundlichen Laden, sie verkauft die Gewürze, die sie zu Hause erntet, trocknet und in Tüten
abfüllt, an ihre Kunden. Die gehörlose Tochter Priteka unterstützt die Mutter im Laden. Sie ist inzwischen eine sportliche Berühmtheit geworden, denn sie läuft bei den Paraolympics für Sri Lanka 800 und 1200 Meter. Nun zeigt sie uns stolz ihre erworbenen Medaillen und
wir freuen uns mit den beiden.

  • Naranasinghe bewirtschaftet eine kleine Hühnerfarm. Ihr Mann ist kürzlichverstorben. Sie selbst ist krank mit einem Tumor am Auge und es macht ihr Mühe, die Farm aufrecht zu erhalten. Doch sie wird von Nachbarinnen und anderen Witwen tatkräftig unterstützt.
  • Nisadi entwirft Druckvorlagen für Siebdruck, druckt ihre Motive auf Stoffe und verkauft sie erfolgreich. Die Fähigkeit des Siebdrucks hat sie in einem Ausbildungskurs vom CWF erlernt.
  • Sahira, eine etwa fünfzigjährige moslemische Frau, betreibt eine kleine Garküche. Von dem Kredit hat sie sich einen Reiskocher zugelegt. Frühmorgens um drei Uhr steht sie auf, bereitet Roti vor, Hoppers in allen Variationen, Sü.igkeiten und Pfannkuchen. Ihre Waren verkauft sie morgens an Schulkinder und Arbeiter, mittags zum Lunch essen Arbeiter der umliegenden Teeplantagen bei ihr und ruhen sich kurz auf Hockern vor Sahiras schlichtem Bistro aus. Sahira hat jahrelang in den Emiraten für ihre Familie gearbeitet, jetzt erwirtschaftet sie ihr Einkommen nur noch für sich selbst, erzählt sie uns.
  • Champika (40 Jahre) und Sriani (58 Jahre) sind Frauen, die uns besonders beeindruckt haben, denn sie führen gemeinsam einen minikleinen Laden direkt an der Straße. Hier produzieren sie einfache Sandalen, Flipflops und reparieren Schuhe, und ihr Geschäft brummt richtig. Allein während unseres halbstündigen Besuches kamen drei Kunden zur Schuhreparatur oder wollten neue Schuhe kaufen. Die

Fertigkeiten haben sie auch in einem Fortbildungskurs von CWF gelernt. Materialien zum Starten ihrer „Schusterei“ konnten sie mit zwei Kleinstkrediten kaufen.

Unsere Weiterfahrt verläuft auf engsten Wegen, vorbei an Teeplantagen, Reisfeldern und Zimtbäumen, und wir treffen Daijika.

  • Daijika betreibt eine kleine Pflanzenfarm. Ihr Gewächshaus wird von einem Netz überspannt, das sie von einem Kleinstkredit gekauft hat, dieses reduziert die Sonneneinstrahlung um ca. 75 Prozent, wodurch genau die richtige Temperatur für das Wachstum der Pflanzen erreicht wird. Mit ihrer besonderen Idee, Pflanzen mit einem Silberdraht zu schönen Blumengebinden in Töpfen zusammen zu fügen, ist sie eine erfolgreiche Verkäuferin.

Zusammen mit drei anderen Frauen hat sie sich einen alten Laster besorgt und fährt damit täglich zu Märkten der Umgebung. Mr. Opatha hat einen Besuch einer Fortbildung für uns eingeplant. Etwa 30 Frauen lernen in einem Kurs, Sandalen anzufertigen. Der Lehrer ist ein Schuster, der mit Geduld und Humor – es wird oft gelacht – den Frauen die neuen Fertigkeiten beibringt. Nicht alle Frauen sind Kreditnehmerinnen, manche werden es nach dem Lehrgang vielleicht werden wollen, meint Mr. Opatha.
Weitere 10 Frauen sind gekommen, um sich und ihre Arbeiten uns vorzustellen. Swarna, die Supervisionsgruppen leitet, hat sie begleitet. Wir nehmen Platz an einem gedeckten Tisch, es gibt Springhoppers mit süßen Kokosflocken, leuchtend rosa oder grüne Kuchen, kleine Bananen, Tee und süße Limonade.

Die Frauen stellen sich vor, dabei stehen sie auf, wie sie es in der Schule gelernt haben, berichten, wie sie arbeiten und wofür sie den Kleinstkredit verwendet haben. Wir sind gerührt von soviel Energie und Engagement. Die Kursteilnehmerinnen machen Pause und Inga nutzt die Zeit, sie alle zu begrüßen, dann lassen wir uns zeigen, wie gearbeitet wird.

Mr. Opatha hat uns eingeladen zu einem kleinen Snack in seinem Privathaus. Sohn, Tochter und Frau haben für uns den Tisch gedeckt, und wir probieren die leckeren Fischbällchen, Schokoteile mit Pistazien, die frisch gebackenen Kekse und natürlich die kleinen Bananen aus seinem Garten.


Behinderteneinrichtung Senehasa

Der mittlerweile traditionelle Kontakt zu Senehasa ist diesmal von einer Besonderheit gekennzeichnet: Inga hat darum gebeten, die Generalprobe für eine Tanz- und Gesangvorführung in der Medizinischen Fakultät am nächsten Tag besuchen zu dürfen. Wir treffen zu viert um ein Uhr in der Einrichtung ein. Ein strahlender, hilfsbereiter Junge öffnet das Tor zum Vorgarten, in dem wir parken dürfen. Lushani und Azra vom Vorstand von Senehasa sind noch nicht anwesend, dafür die Therapeuten, Mütter, Väter und Kinder.

Die Vorbereitung für die Aufführung läuft auf vollen Touren: Pappen und Bänder werden zugeschnitten, Mütter treffen sich in den übungsräumen zum Austausch, Kinder rennen herum. Rechtzeitig trifft Lushani ein, sie hat frischen Saft für die Kinder mitgebracht – fürsorglich wie bei unseren anderen Besuchen. Inzwischen hat Inga auch Azra begrüßt, die mit ihrem schwer behinderten Sohn und seiner Pflegerin angekommen ist und sich für ihre halbstündige Verspätung entschuldigt. Endlich kann die Probe beginnen.

Lushani und Azra begrüßen es, dass wir anwesend sind, da die Generalprobe so ernsthafter und realistischer wird. Besonders berührt uns die Gesangsvorführung der Mütter, die ihre kleinen, zum Teil sehr schwer behinderten Kinder wiegen und sie zum Lächeln und Mitmachen animieren. Die Tänze der älteren schon länger in der Einrichtung betreuten Kinder werden konzentriert und fröhlich geprobt. Es herrscht eine angenehm aufgeregte und trotzdem entspannte Generalprobenstimmung. Azra spricht ihren Dank an uns aus, auch eine Mutter hält eine kurze Dankesrede und betont, dass ohne unsere finanzielle Unterstützung die Kinder nie so große Fortschritte in ihrer Bewegung und ihren musikalischen Fähigkeiten hätten machen können. Einen Tag später sehen wir die Aufführung im Hörsaal des Medical Centers in
Kalapitiya.

Wir stehen in der Wartehalle. Lushani begrüßt uns, Azra wirkt sehr aufgeregt. Festlich gekleidete Frauen in leuchtenden Saris, Mädchen, die viel Tüll tragen und fein gekleidete Männer treffen ein. Mütter mit ihren behinderten Kindern werden begrüßt und zu ihren Plätzen geleitet oder zur Vorbereitung hinter die Bühne geführt.

Unten vor der Bühne sitzen die Musik- und Körpertherapeuten sowie ehrenamtlich spielende Musiker. Zur feierlichen Eröffnung zünden Inga und Günter zusammen mit anderen Ehrengästen den traditionellen Kerzenbaum an. Nach einer ausführlichen Begrüßungsansprache, in der alle wichtigen Personen genannt und werden, beginnt endlich die Vorführung. Das Bühnenbild mit den weißen wie Segel geformten
Vorhängen verzaubert. Die Musik erklingt laut und die Kinder erscheinen in ihren schönen Kostümen. Dadurch werden ihre Darbietungen besonders lebhaft und verdecken manche ungeschickte Bewegung beim Tanz. Wir sind sehr beeindruckt,
da die Aufführung mit den Kostümen und dem eindrucksvollen Bühnenbild eine deutliche Steigerung gegenüber der Generalprobe ist.
Zum Abschluss der wunderbaren Vorführungen wird der Sri Lanka Verein noch einmal sehr gewürdigt. Es ist anrührend. Manche Unterstützer und der Vorstand von Senehasa stellen sich uns vor, und wir werden schon für das nächste Jahr wieder eingeladen. Azra und Lushani sind erschöpft und glücklich. Auch wir sind sehr zufrieden und festentschlossen, dass der Sri Lanka Verein 2016 weiterhin eine
Musik- und eine Physiotherapeutin finanzieren wird.


Ein Spaziergang durch die Altstadt und auf der Festungsmauer von Galle läutet unseren Abschied aus dem Süden Sri Lankas ein. Da wir noch Geld für die Weiterfahrt benötigen, machen wir Halt an einem Geldautomaten, um Geld zu ziehen. Bei dieser Aktion lässt Klaus seine Brieftasche mit Pass, Flugtickets und reichlich Euros in der Zelle liegen. Bemerken tut er es erst am nächsten Morgen kurz vor unserem verabredeten Aufbruch in den Norden. Die Stimmung sinkt auf den Nullpunkt. Zusammen mit unserem Fahrer macht sich Klaus auf den Weg in die Altstadt in der Hoffnung die Brieftasche zu finden. Zu aller Erleichterung bekam er sie tatsächlich mit vollständigem Inhalt wieder!! Keiner von uns hatte dies erwartet. über die überwachungskamera war es einem Security-Mann aufgefallen, er hat die Brieftasche an sich genommen und verwahrt. Ein reichliches Trinkgeld war es Klaus wert und überglücklich machen wir uns auf den Weg. Wir sind begeistert von der Ehrlichkeit der Sri Lanker.


Über Negombo, wo Joe zu uns trifft, fahren wir nach Anuradhapura. Die Stadt wurde 400 Jahre vor Christi Geburt gegründet und war bis ans Ende des 10. Jahrhunderts nach Christi Hauptstadt und religiöses Zentrum von Sri Lanka. Sie ist umgeben von wasserspendenden Stauseen, die zur Versorgung der Klöster und Bevölkerung schon sehr früh angelegt worden sind. Wir haben Glück und treffen einen gut
deutschsprechenden singhalesischen Fremdenführer, der uns die historischen Denkmäler zeigt:

  • Die schneeweiße imposante 110 Meter hohe Ruwanweliseya Dagoba,
  • die noch höhere (122 Meter) Jetavana Dagoba und den
  • Bodhi Baum, der ein Ableger des Hauptstammes des Bodhi Baums aus Bodh Gaya, Indien, ist, an dem Siddharta Gautama seine Erleuchtung erhielt und zu Buddha wurde.

Dies sind nur drei Beispiele der vielen Sehenswürdigkeiten. Wir hätten bestimmt noch einen Tag dranhängen können, doch wir wollen weiter, das erste Mal in den Norden mit Ziel Kilinochchi.

Auf gut ausgebauten Straßen fahren wir durch sich zunehmend verändernde, trockenere Vegetation vorbei an kleinen Straßendörfern und groß angelegten Militärcamps. Keine der vielen Straßenkontrollen der Polizei stoppen uns, da unser Fahrer die für uns vorgeschriebenen 60 km/h genau einhält. Nach vier Stunden erreichen wir endlich Kilinochchi, die Gegend ist gänzlich flach und wird größtenteils landwirtschaftlich genutzt. Kilinochchi und der zum Distrikt gehörige Elefantenpass der den strategisch wichtigen Zugang zur Jaffna-Halbinsel bildet, war während des Bürgerkriegs mehrfach zwischen LTTE und Regierungstruppen umkämpft. Dementsprechend findet man hier eine zum Teil noch zerstörte, aber vorwiegend im Aufbau befindliche Stadt vor. Wir werden erwartet und begrüßt von Mr. Jegahn, dem Technischen Leiter und Stellvertreter von Kumudhini, die das Berufsbildungsinstitut „Sri Lanka German Training Institute (SLGTI)“ in Kilinochchi seit 2012 leitet. Jegahn erklärt uns sehr engagiert das Ziel und die Vorgehensweise der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (GIZ) für dieses Projekt.

Ausgangssituation:

Der 2009 beendete jahrzehntelange bewaffnete Konflikt in Sri Lanka hat noch immer negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Insbesondere im Norden und Osten des Landes haben Jugendliche kaum Chancen auf eine produktive Beschäftigung. Auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich gleichzeitig ein deutlicher Fachkräftemangel für den Wiederaufbauprozess ab. Oberste Prioritäten der Regierung Sri Lankas sind der Wiederaufbau und die soziale Integration der Kriegsopfer. Es gibt jedoch nicht genügend Ressourcen und Fachwissen in der Region, um bedarfsorientierte Berufsbildungseinrichtungen aufzubauen. Eine an den Bedarfen der Wirtschaft orientierte Ausbildung ist für eine friedenssichernde, sozialintegrative Entwicklung Sri Lankas unbedingt erforderlich.

Das Berufsbildungsinstitut, das nach dem neuesten Stand der Technik ausgestattet wird, soll jungen Menschen eine bedarfsorientierte Aus- und Weiterbildung mit der Aussicht auf eine Anstellung oder Selbstständigkeit bieten. Es werden Ausbildungsprogramme beispielsweise in den Bereichen Nahrungsmittelverarbeitung, Bauwesen, Kfz-Mechanik und Elektroinstallation angeboten, die den Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst und in Zusammenarbeit mit dem Privatsektor durchgeführt werden. Um genügend geeignete Auszubildende aus der Region für das SLGTI zu haben, wurde die Zusammenarbeit mit neun Einrichtungen der beruflichen Bildung in den fünf Distrikten der Nordprovinz und zwei Trainingsinstituten in der Ostprovinz initiiert. Beteiligt sind neben der staatlichen National Apprentice and Industrial Training Authority (NAITA), die Vocational Training Authority (VTA), die Organization for Rehabilitation of the Handicapped (ORHAN) und die Don Bosco Mission, die in der Arbeit mit Jugendlichen in der Region besonders viel Erfahrung haben. Englisch- und IT-Kurse sind für alle verpflichtend. Die breite Qualifizierung erhöht die Chancen auf eine Anstellung oder eine selbstständige Tätigkeit. Mehr und aktuelle Informationen erhält man auf der lokalen Website des Projektes: http://vtnaita.com

Nach der ausführlichen Einführung in das Projekt besichtigen wir die schon vorhandenen Ausbildungsstätten und das im Aufbau befindliche Berufsbildungsinstitut. Dies wurde eine Woche vor unserem Eintreffen von Außenminister Steinmeier und einen Tag vorher vom Präsidenten des Landes Sirisena besucht. Wir sind sehr überrascht und angetan über den großen Bau und wünschen allen Mitwirkenden, dass das Institut ein Erfolg wird, von vielen jungen Menschen aus dem Norden und Osten erfolgreich besucht wird und dem Distrikt den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung verschafft. Die Eröffnung ist für Mai 2016 geplant.


Besuch des „Mahadeva Suwamigal Children Home“

Die Suche nach dem Waisenhaus in Kilinochchi erweist sich als kompliziert, zumal unser Fahrer kein Tamil spricht. Schließlich werden wir von einem Motorradfahrer zum Haupthaus des Waisenhauses geleitet. Rasa, der Leiter des Waisenhauses, begrüßt uns. Er war sehr lange krank, wirkt erschöpft und ist nicht leicht zu verstehen. Nach einer Begrüßung mit Tee und Gebäck beginnt unsere Besichtigung zunächst mit der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Waisenhauses. Wir sehen die Kühe, die der Milchversorgung dienen.

Der Dung wird zur Freude von Günter für die Erzeugung von Biogas genutzt. Die Energie wird unter anderem für eine Graszerkleinerungsmaschine eingesetzt. Wir bewundern die Neupflanzung von Kokospalmen, die erst nach drei Jahren Wachstum Früchte tragen. Wir passieren viele Bananenstauden und kommen zu einem großen Wasserbecken, das zur Bewässerung der Pflanzen in Trockenzeiten genutzt wird. Wir entdecken „unseren Trecker“ (eine frühere Spende des Sri Lanka Vereins), er ist ein altes Modell aus China mit uralten Keilriemen und steht mitten auf dem Feldweg, auf dem wir gehen. Man führt uns zu den Feldern mit Anpflanzungen von Gemüse wie Paprika, Auberginen, Zwiebeln und anderen Sorten. Hier ist alles ziemlich gut organisiert, denn das Heim versucht seine Selbstversorgung sicher zustellen.

Schließlich kommen wir zu einem Gebäude, in dem die jüngeren Waisenmädchen im Alter von vier bis zehn Jahren wohnen und schlafen. Die große Halle wirkt auf uns schon bedrückend, da die Betten der Mädchen so eng beieinander stehen, dass kaum ein Platz für die eigenen persönlichen Sachen bleibt. Die Betten, bezogen mit bunter Bettwäsche, stehen in zwei Reihen. Im Gang sitzen die Kinder, meist fröhlich und neugierig, manche aber wirken auf uns aber auch stigmatisiert. Rasa ist wie immer freundlich und den Kindern zugewandt. Ungezwungen führen sie uns ein paar Tänze vor und singen Lieder.

Danach begeben wir uns zu der Unterkunft der jüngeren Jungen. Wir werden schon freudig erwartet und bekommen Blumenkränze umgelegt. Uns zu Ehren wird heute der vom Sri Lanka Verein mitfinanzierte Reisspeicher mit einer kleinen Zeremonie eingeweiht. Kerzen werden von uns und auch von Rasa angezündet. Inga lüftet ein Tuch von einer Plakette, die den Sri Lanka Verein als Spender würdigt. Stolz führt man uns nun in den Speicher, in dem Reis, Getreide und Gemüse trocken und sicher aufbewahrt werden. Anschließend machen wir noch einen kurzen Rundgang zu den Gemüsebeeten. Wir verabschieden uns schließlich mit fröhlichen „Give me five“ – Spielen und kleinen Armkämpfen von den Jungen.

Weiter geht es zu einem dritten Haus, in dem die älteren Mädchen wohnen. Wieder sind es Schlafsäle mit 30 Betten und Schränke an den Wänden, die maximal 60 x 60 x 60 Zentimeter groß und für die privaten Habseligkeiten und die Schulsachen sind. Die meisten Mädchen sind nicht im Haus, da sie Unterricht haben. Raza erzählt, dass die Kinder aus dem Heim mehr Hilfe benötigen, um einen guten Schulabschluss zu machen. Das Bestreben vom Heim ist es, dass möglichst alle einen B-Level Abschluss erreichen. Inzwischen ist es stockdunkel geworden.

Rasa führt uns zu den Kindern, die Förderunterricht haben. Die jüngeren Kinder müssen bis 20.30 Uhr lernen, die älteren bis 21.00 Uhr. Sie sitzen in zwei großen Hallen, eine Gruppe hat sich nach draußen gesetzt, hier ist es etwas luftiger. Die Lehrpersonen, manchmal sind es auch ältere Schüler, machen einen freundlichen Eindruck. Die Atmosphäre an den Tischen, an denen jeweils 10 bis 12 Kinder arbeiten, ist angenehm, nicht stressig, eher fröhlich. „Where are you from? What´s your name? My name is…“ wird abgespult, fast alle Schüler und Schülerinnen wirken neugierig und interessiert an uns – schließlich sind wir ja auch eine Abwechslung und eine Unterbrechung ihres abendlichen Lernprogramms.

Nun sind wir an dem großzügigen Gästehaus, in dem wir untergebracht sind, angekommen. Unser Abendmenü wartet auf uns. Es stehen große Töpfe mit diversen scharfen Currys, natürlich vegetarisch, und Rice bereit. Selbstverständlich ist auch unser Fahrer eingeladen.

Am nächsten Morgen wird uns sogar Tee ans Bett gereicht. Das erfreute uns natürlich, da doch nicht alle ganz so gut geschlafen haben. Vor dem Frühstück machen Angelika und Klaus einen kleinen Gang durch die Anlage und sehen, wie die Kinder sich sammeln und gemeinsam in den Bus zur Schule steigen. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns und wir sind uns einig, dass der Verein weiterhin dieses Heim unterstützen soll, auch wenn es viele weitere Spender gibt, das Geld ist für die Kinder hier gut angelegt.


Hühnerfarm des Blindenvereins

Zwei Kriegsblinde und ihre Helferinnen erwarten uns an der Hauptstraße und führen uns zur Farm. 150 Hühner leben in dem neu errichteten, für unser Empfinden, engen Gehege. Seit zwei Monaten legen die Hühner etwa 90 Eier pro Tag. Die Eier werden
an Bäcker und umliegende Supermärkte verkauft. Mit dem Geld soll eine Vergrößerung des Hühnerstalls finanziert werden. In Planung ist auch, das vorhandene Bananenfeld nach der Ernte in eine Kuhkoppel um zu gestalten und eine Kuh zur Milchversorgung zu kaufen. Zurzeit werden zehn Familien von den Erträgen des Eierverkaufs unterstützt, diese sollen später auch die Milch erhalten.

Perspektivisch soll 20 Familien mit Kriegsversehrten geholfen werden. Zum Abschluss erhalten wir eine Liste, in der spezielle Hilfsmittel für Blinde aufgelistet sind, die dringend gebraucht werden, zum Beispiel Geräte für Blindenschrift, Blindenstöcke, sprechende Notizgeräte usw..


Tanzschule in Amunugama bei Kandy

Waidiyawathie, die Leiterin der Tanzschule, und ihre Schwester erwarten uns am Straßenrand in Amunugama. über den Pfad am Reisfeld wandern wir hoch zu ihrem Haus. Wir sind zum Essen eingeladen. Nach srilankischer Sitte speist Waidiyawathie nicht mit uns, als Gastgeberin reicht sie die Speisen und füllt nach. Zusammen mit Anura, dem Neffen der Tanzlehrerin, starten wir zur Tanzschule auf der anderen Straßenseite.

Unter Schalbrettern klettern wir die neugebaute Treppe hoch auf die Terrasse vor dem Gebäude. Noch wirkt die Tanzschule wie ein Rohbau. Der Dachstuhl und die Pfannenabdeckung sind neu oder repariert. Der Tanzraum ist bis auf ein paar Quadratmeter neu verputzt und hell gestrichen. Von der Bühne im Hauptraum ist das alte Holz abgebaut worden. Der Fußboden der Bühne ist mit Sand und Steinen aufgefüllt und somit vorbereitet für den neuen Holzfußboden. Insgesamt ist einiges repariert und renoviert worden, besonders durch Spendengelder eines Mitglieds des Vereins Rosenkinder, doch sein Geld ist demnächst aufgebraucht.

In Planung befinden sich noch eine Bücherei, Waschräume und eine kleine Küche. Wir erfreuen uns an einer übungseinheit von Tanzschülerinnen, die einen Tag später bei einem Wettkampf antreten wollen. Waidiyawathie spielt Trommel und Zimbel und singt dazu, Anura begleitet sie mit der Trommel. Später kommt noch eine junge Tanzlehrerin dazu, die Zimbel schlägt und singt. Viele Preise haben die Schüler und Schülerinnen dieser Tanzschule schon gewonnen, wir drücken die Daumen, dass es auch diesmal klappt. Während die Schülerinnen emsig draußen auf der Terrasse im Sand ihre Schrittfolgen üben, verhandeln wir mit Waidiyawathie und Anura, was von
dem Geld des Sri Lanka Vereins finanziert werden kann. Die 1.000 Euro reichen für die dringend notwendigen fünf Türen.

Weitere Arbeiten wie Fertigstellung eines Waschraumes, Verlegung des Holzfußbodens im Tanzraum, .berprüfung der Elektrik und eventuelle Erneuerung, Anfertigung von Regalen und Aufräumen stehen noch aus. Diese Planungsvorhaben werden wir an weitere Organisatoren weiterleiten, um eventuell neue Spenden zu finden.


In der Villa Rosa werden wir abends mit vorzüglichen Curries und Reis verwöhnt und verbringen einen langen, informativen Abend mit interessanten Gesprächen. Unsere letzte Station ohne weitere Termine verbringen wir in Negombo. Wir treffen nochmals Kumudhini. Mit ihr besprechen wir über Zukunftspläne von CWF, sowie über mögliche Zusammenarbeit mit dem Waisenhaus von Raza und dem SLGTI.
Es war eine sehr schöne Reise mit interessanten Eindrücken und besonders netten Menschen


Ayubowan - Vannakam und Tschüss

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